Nicht ohne meine WarriorCats

Ich habe diesen Beitrag im Mai 2015 als Reaktion auf den letzten Band der vierten Staffel der Jugend-Fantasy-Serie WarriorCats geschrieben.


Insbesondere von meinen literarisch gut ausgebildeten und anspruchsvollen Freunden wurde ich schon oft gefragt, warum ich diese Endlos-Serie immer noch lese und ob es nach gefühlten drölfzighundert Büchern nicht langweilig wird.

Ja und nein.

WarriorCats ist schon lange keine innovative, anspruchsvolle Jugendliteratur mehr. Natürlich ähneln sich die Geschichten, wer wollte das bestreiten? Immerhin sind seit Sommer 2007 in Deutschland nun tatsächlich 24 Hauptbände erschienen – die alle bislang noch in der selben „Ära“ spielen, auch wenn sich der Ort des Geschehen in der Mitte geändert hat. Dazu mehrere Spin-Offs in Roman- und Comic-Form. Anderthalb Meter im Buchregal.

Und zugegeben, längst nicht alle Abenteuer der Katzen sind besonders kreativ, noch dazu verliere ich immer öfter den Überblick über Figurenkonstellationen. Vor allem, seit das Fantasy-Element, welches zu Anfang noch fast gar nicht existierte, immer stärker wird, und nun Seelenwanderung, Wiedergeburten und ähnliches an der Tagesordnung sind. Immerhin passiert, überspitzt formuliert, in der vierten Staffel nichts geringeres als der Kampf Himmel gegen Hölle, der auf Erden Wirklichkeit wird. Nur eben mit Katzen.

Aber es geht mir schon lange gar nicht mehr darum, anspruchsvolle Literatur zu lesen, wenn ich einen WarriorCats-Band zur Hand nehme. Vielmehr sind der DonnerClan, die Einzelläufer und die Mythologie um SternenClan und Wald der Finsternis zu einem (Achtung, Pathos!) Teil meines Lebens geworden, wie es bei anderen Leuten mit Seifenopern oder Perry-Rhodan-Heftchen passiert.

Ich habe das Gefühl, diese Figuren zu „kennen“, weil ich seit mittlerweile acht Jahren immer wieder in diese Welt hineinblicke, wo Katzen im Rang aufsteigen, Junge geboren werden, Älteste versterben, und Reisen unternommen werden.

Dieses spezifische Gefühl der Bindung an eine fiktive Welt kann nur eine Serie erzeugen, die man nicht nur gelegentlich, sondern über Jahre hinweg verfolgt.

Dazu kommt: Mit vielen Bänden verbinde ich persönliche Erlebnisse aus meinem eigenen Leben. Band I/1 war mein erstes eigenes Leseexemplar kurz nach Beginn meiner Ausbildung. Bei Band I/3 passierte erstmals etwas sehr ernstes, so dass die Liebe so richtig entfacht wurde. Die WarriorCats waren die größte Konstante meines Buchhändler-Lebens.

Und nun habe ich noch etwa sechzig Seiten von Band IV/6 vor mir, der meines Wissens das Ende dieser Ära markiert. In zukünftigen Staffeln werden ganz andere Geschichten erzählt, und meine Helden sind entweder noch lange nicht geboren, oder selbst zu Legenden geworden. Und ich bin ganz sicher, dass auf diesen Seiten noch ein paar Katzen das Zeitliche segnen werden, die ich seit acht Jahre kenne und mag. Gibt es Gerechtigkeit da draußen? Dann bitte, verschafft meiner geliebten Mausefell ein Ende mit allem Pomp, den sie verdient hat! Ich weiß nicht, was mich heute Abend beim Lesen erwartet, aber ich werde es erfahren, und ich werde heulen bei ein Junges, das in eine Pfütze fällt.

Es mag albern sein, so etwas angesichts einer Jugend-Fantasy-Serie über sprechende Katzen zu sagen, aber wenn ich heute Abend den Buchdeckel zuklappe, endet ein liebgewonnener Teil meines Lebens.

Danke, Beltz & Gelberg, danke, warriorcats.de. Es war eine schöne Zeit! Möge der SternenClan Euren Weg erleuchten.


Seit diesem Beitrag sind fast vier Jahre vergangen, und im englischsprachigen Raum ist die Serie bereits bei der siebten Staffel angekommen. Ich lese die WarriorCats-Bücher immer noch sehr gerne, und noch immer gibt es mitunter einzelne Handlungsstränge, die mich mit ihrer Kreativität und interessanten Charakteren überraschen.

Auch ist mittlerweile ist mein Kater Kafka, der mich immer irgendwie an Feuerstern erinnert hat, gestorben. Welch Zufall, dass der neue Kater Noël, den ich im Winter bei mir aufgenommen habe, so aussieht, wie ich mir Graustreif immer vorgestellt habe …

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