Film-Review: Ghostbusters – Answer The Call

Wenn man Ghostbusters EINES anmerkt, dann, dass die Macher verdammt große Fans des Originals sind. Neben den offensichtlichen und den offensichtlichen, aber schon etwas aufwendigeren Anspielungen und Hommagen gab es echt erstaunlich viele kleine Details. Ich kenne das englische Skript natürlich nicht, aber das deutsche wurde offensichtlich von einem Ghostbusters-Fan geschrieben – viele kleine Formulierungen wurden deutlich genug übernommen, um zumindest dann aufzufallen, wenn man die beiden Vorgänger gut kennt oder frisch in Erinnerung hat. Und siehe da: Der Abspann enthüllt, dass Oliver Kalkofe dafür zuständig war.
Das neue Ghostbusters-Team

Die Story selbst war relativ vorhersehbar – eine solide Mischung aus den Plots von Teil I und II. Der erste steuert das „wir fliegen aus der Uni und machen uns selbstständig“ und der zweite das „ein Irrer will Geister beschwören um New York zu unterjochen“ bei. Das Ganze spielt in der Gegenwart, so dass es zwar wieder zum Konflikt Ghostbusters versus Bürgermeister (metaphorisch Privatwirtschaft versus Staat) kommt, die Details sich jedoch deutlich von der Anfang-Achtziger-Version unterscheiden.
Und die Mädels? Großartig. Allesamt etwas überdrehter als die Jungs früher, aber erstens: Die Zeiten sind generell hektischer und moderner, und zweitens: Sie sind nicht ZU überdreht, sondern machen einfach tierisch Spaß. Die Sprücheklopferei beherrschen sie jedenfalls. Das wichtigste: Auf den ersten Blick orientieren sich die vier natürlich an der Charakterisierung ihrer Vorbilder, machen sich aber ziemlich schnell davon frei. Vor allem die unglaubliche Jillian Holtzmann, bei der sicher noch ein bisschen was von Kylie (Extreme Ghostbusters) mit eingeflossen ist.
Sexistisch bzw. männerfeindlich? Fast nicht. Sicher, Sekretär Kevin (ich schwöre, DER ist das Kind, das Janine und Louis in Teil II machen wollten!!einself!!1) ist ein absoluter Klischee-Schönling. Na und? Derartige Frauendarstellungen stören auch niemanden, also frei nach Titanic (dem Heft, nicht dem Kitschfilm): Warum nicht mal ein Mann? Kevin ist doof, Kevin sieht gut aus, aber allgemein männerfeindlich ist an dem Film absolut nix. Das entscheidende ist für mich, dass NIE im geringsten impliziert wird, dass Frauen die besseren Ghostbusters seien oder ähnliches. Das Thema „Männer gegen Frauen“ steht im gesamten Film überhaupt nicht zur Debatte.
Holtzi!!!
Sexy? Auch nicht, und das finde ich gut. Endlich mal ein Film, in dem KEIN EINZIGES MAL irgendeine Tussi Hintern, Möpse oder sonstwas zum Selbstzweck in die Kamera hält. Weder Haupt-, noch Nebenrollen. Keine unnötige Romantik, nur eine ungesunde Begeisterung für Kevin, welche Erin an den Tag legt. Erneut, absolut nichts, worüber es sich aufzuregen lohnt.
Easter Eggs? Neben den offensichtlichen noch ein paar nicht so schnell ins Auge fallende Gastauftritte. Ein Eragon-Buch, der beste Mittelfinger aller Zeiten, und ZWEI komplett unerwartete, grandiose Post-Credits-Szenen.

Fazit? Mit 30 Jahren verstrichener Zeit und einem vollkommen anderen (pop-)kulturellen Umfeld ist es mir absolut unmöglich zu sagen, ob Ghostbusters (2016) besser oder schlechter als Ghostbusters (1984) ist. Zumal der Film sogar angenehm unklar lässt, ob er sich inhaltlich als Neuverfilmung oder Fortsetzung versteht (ein gewisses Detail untermauert aber letzteres). Er ist ein toller Film, der tierisch Spaß macht, Fans mit unzähligen, liebevollen Details begeistert, und nicht im geringsten irgendetwas von der „Agenda“ durchdrückt, die man ihm vorwirft (die Diskussion darum wird aber in ein paar Nebensätzen recht selbstironisch aufgegriffen).

Ich habe diese Rezension ursprünglich für Amazon verfasst.

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